Die Künstlerin Katharina Reinshagen stellt ihre Arbeiten in den Räumen der Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer im Lübecker Rathaus aus.
Ihre Kompositionen fangen die Tristesse nächtlicher Städte ein – Plätze, Häuser, Fassaden, Straßen, Bahnhöfe oder Brücken-unterführungen mit parkenden Autos.
In diffuses Licht getaucht, düster und geheimnisvoll erschließen sich ihre von Menschen entleerten Bilder dem Betrachter erst auf den zweiten und dritten Blick. Ihre
Ausstellung zeigt zehn großformatige Originale in Pastellmalerei und zahlreiche Giclée-Prints auf Büttenpapier. Neben Bildern aus der Toskana wie Bar al mare, Bonaccia oder Lübeck
Langer Lohberg sind zahlreiche Berliner Stadtansichten wie Hackescher Hof, Berlin-Mitte, Im Untergrund oder Oberbaumbrücke vertreten. Eine Reminiszenz an ihre alte
Heimatstadt?
Als Malgrund verwendet die Künstlerin Wellpappe oder Karton und trägt darauf eine Mischtechnik aus Pastellkreide, Farbstift und Kohle auf. Während bei einigen
Bildern (Im Untergrund) und (Ausfahrt Ost) die vertikale Struktur der Pappe erkennbar bleibt, verschwindet bei anderen Arbeiten der Untergrund durch die schichtweise
aufgetragenen Farben völlig. Die Jahreszeiten variieren, mal sind Boden und Häuser mit Schnee bedeckt, mal stehen Landschaft und Bäume in üppiger Vegetation (Montescudaio). Hinzu kommt,
dass die Tageszeit für den Betrachter häufig undefinierbar bleibt. Geht der Tag zur Neige, ist es tiefste Nacht oder dämmert schon der Morgen? Ihre geheimnisvolle Bildsprache spielt hier mit der
Fantasie des Betrachters. Obwohl die Pastelle kaum Menschen zeigen, deuten die Lichter hinter den Scheiben Leben, Wärme und Geborgenheit an.
Auch wenn - auf den ersten Blick - die Bildsprache alle Facetten der Dunkelheit und Einsamkeit enthalten, strahlen ihre Malereien keine Melancholie aus, sondern eine
Atmosphäre der Stille und Ruhe: Das hektische Stadtleben mit seinem Lärm und den emsigen Aktivitäten der Bewohner ist vorbei. Eine geheimnisvolle Nachtruhe hüllt Stadt und Landschaft ein. Hinzu
kommt, dass der Himmel differenziert dargestellt ist, mal ist er grau-blau oder schneeverhangen, dann wieder durchbrechen Sonnenstrahlen die Wolkendecke (Bar al mare). Charakteristisch
für ihre Arbeiten sind die erdigen, samtigen Farbtöne, in die sich dennoch - quasi als Eyecatcher - ein knalliges Blau, Rot oder Rosa einschleicht. Interessant ist außerdem ihr streng
perspektivischer Bildaufbau. In (Ausfahrt Ost) zum Beispiel steht oder fährt eine Lokomotive in einen Bahnhof ein. Architektur und Schienen verjüngen sich in der Ferne. Am Horizont ist
ein auf rot geschaltetes Signal erkennbar.
Katharina Reinshagen, 1953 in Berlin geboren, absolvierte zunächst ein Grafikstudium an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1989 lebt sie mit ihrer Familie in
Lübeck, wo sie als freie Grafik-Designerin arbeitet. Sie ist Mitglied der GEDOK Schleswig-Holstein, der Gemeinschaft Lübecker Künstler e.V. sowie im Bundesverband Bildender Künstler.
Seit November 2008 lädt die Lübecker Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer zu kleinen Kunstausstellungen in ihre Amtsräume ein. Zwei- bis dreimal im Jahr möchte die
Politikerin zeitgenössischen KünstlerInnen der Hansestadt eine Plattform für ihre Kunst geben. Eine Förderung, die ihr besonders am Herzen liegt. Angefangen mit der Bildhauerin und Malerin
Bettina Thierig, weiter über Hildegund Peters, Susanne Adler und andere Kunstschaffende, hat jetzt Katharina Reinshagen die Möglichkeit, ihre Malereien einem kunstinteressierten Publikum
vorzustellen. Ein spannendes Erlebnis für den Besucher, denn ihre Kompositionen erschließen sich dem Betrachter erst auf den zweiten und dritten Blick.
Diese sehenswerte Ausstellung ist zunächst am 8. Januar 2013 und am 15. Januar 2013 in der Zeit von 17 bis 19 Uhr zu besichtigen.
"Dieter Ohlhavers freie Malereien zeichnen sich durch eine komponierte Farbgebung und durch immer wieder neue
gemalte und gezeichnete Formen aus. Die eigene künstlerische Handschrift ist dabei immer zu bemerken, auch das macht den Reiz und die Souveränität dieser Bilder aus. Das gilt im Bereich der
gegenständlicheren Kunst etwa auch für Katharina Reinshagen. Deren Pastelle auf Karton, die nächtliche Hafenszenen in Dänemark zeigen, fesseln durch ihr dunkel-samtiges Kolorit
ebenso wie durch die fahle Atmosphäre. Ganz anders das großformatige stilisierte Sophokles-Portrait von Jens Lange: Hier ist der Einfluss der Pop-Art ebenso zu spüren wie der Wille zur größeren
Form..." - Von Jürgen Feldhoff
"In der klassischen Malerei ist der Bogen in dieser Ausstellung breit gespannt. Während Künstler wie Dieter Ohlhaver dem freien Spiel der Farben und Formen neue
Impulse verleihen und damit überzeugende, nachdenklich machende Ergebnisse erzielen, hat auch die gegenständliche Malerei ihren Stellenwert behalten. Katharina Reinshagens
Pastell "Ausfahrt Ost" zum Beispiel gemahnt in seiner Farbigkeit und Atmosphäre an die Bilder von Karl Hofer – dunkel, bedrohlich und menschenleer ist diese Kunst-Welt..." - Von Jürgen
Feldhoff
"Erst in den ausgehenden siebziger und achtziger Jahren gibt es dann wieder einen Neoexpressionismus, der das Thema "Großstadt"
aufgreift und die damit verbundenen Bildaussagen zurückerobert."
Katharina Reinshagen knüpft ohne Zweifel an diese Bildsprache in ihrem aktuellen Werk an. Dabei
bedient sie sich jedoch in ihren großformatigen Pastellen auf unterschiedlichen Malgründen eines neuen Realismus. Ihre Art der Malerei erinnert vielleicht an die Veristen wie Alexander Kanoldt,
Georg Schrimpf oder Carlo Mense im Duktus der neuen Sachlichkeit, betrachtet man das Formale..." - zum Weiterlesen auf Download
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